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Newsletter Sommer 2020

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Liebe Mitglieder,

Es liegt eine schwere Zeit hinter uns und ich befürchte eine ebenso schwere wird noch kommen. Nach den Ferien soll es dann im Regelbetrieb weitergehen, was wir uns alle sehr wünschen. Aber auch in diesem Fall sollten wir nicht zu euphorisch sein. Im Gegensatz dazu ist ganz sicher, dass bald die Ferien anfangen, die wir so gut gebrauchen können. Nutzen Sie die Zeit um neue Kraft zu sammeln, alten Frust abzubauen und erholen Sie sich gut. Das wünscht Ihnen der Vorstand des DSLV-RP

Es gibt allerdings noch einen zweiten Anlass für diesen Newsletter.
Prof. Hermann Salomon ist verstorben und wir wollen ihm mit einem kleinen Nachruf im Anhang gedenken.

Traurige Grüße vom Geschäftsführer
Peter Sikora


Liebe Mitglieder,

es ist außergewöhnlich einen Newsletter mit einem Nachruf zu gestalten. Aber in diesem Fall geht es um eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Alle, die in den letzten Jahrzehnten in Mainz dem Sportstudium nachgegangen sind, kennen Ihn und trauern um Prof. Hermann Salomon. Er ist am 11.06.20 in Mainz verstorben und wird am Ende des Monats auf eigenen Wunsch auf See bestattet.

Viele kannten Ihn als Hochschullehrer, der durch seine versöhnliche Art und seine Liebe zum Sport und zum Sport unterrichten herausragte. All sein Wissen, das er auch aus einem Leben als überragender Leistungssportler rekrutierte, gab er an seine Studenten und natürlich auch an seine Athleten weiter. Er war fast immer unaufgeregt beim Lehren und Trainieren. Davon profitierte nicht nur die Universität sondern auch der USC Mainz, wo er ab den 60er Jahren seine sportliche Heimat gefunden hatte.

Auch der DSLV durfte von Ihm profitieren. Vor Allem bei vielen Fortbildungen, die er als Referent für uns leitete, aber auch als Ratgeber stand er dem DSLV immer zur Seite.

Er war über 50 Jahre Mitglied des Verbandes und wurde anlässlich der Mitgliederversammlung 2017 mit der „Goldenen Ehrennadel“ ausgezeichnet. Das Bild zeigt nicht nur die Übergabe der Urkunde und des dazugehörigen Geschenkes sondern auch unsere besondere Verbundenheit. Diese Verbundenheit konnten wir gemeinsam erfolgreich bei der Organisation und Durchführung des 2. Internationalen Speerwurfmeetings 1992 in Mainz einbringen. Damals war die Creme de la Creme des Speerwurfs anwesend, unter anderen acht Olympiasieger aus ganz Europa.

Hermann, 2. v.l. auf der Bank inmitten ehemaliger Sportstudenten, die alle zum Vorstand des DSLV gehörten bzw. gehören: Jana Sikora, …, Peter Sikora, Rüdiger Baier und Caro Chladek

Der DSLV hat einen ganz Großen verloren und ich ein ganz großes Vorbild.
In tiefer Trauer, aber mit lebendigen Erinnerungen,
Peter Sikora, Geschäftsführer DSLV-RP


Sportler, Lehrer, Identifikationsfigur
Ein Nachruf auf den Speerwerfer Hermann Salomon
Eine Legende bei der Nachwuchsarbeit: Hermann Salomon im Jahr 2017 mit den Nachwuchs-Mehrkämpfern Cedric Reinhart (l.) und Marvin Bruchhausen. | privat

 Mainz. Wer Mitte der Nullerjahre, als der USC Mainz noch mit einem Großaufgebot bei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften vertreten war, abends an einem Tisch mit Hermann Salomon saß, konnte Ohrenzeuge einer schier unglaublichen Anekdotenfülle werden. Der Mann hatte was zu erzählen, nicht zuletzt von drei Teilnahmen an Olympischen Spielen von 1960 bis 1968. „Er war und ist bis heute einer unserer erfolgreichsten Athleten“, sagt Harry Letztelter, der Sportliche Leiter des Traditionsvereins. 1961 wechselte der gebürtige Danziger vom Hamburger SV nach Mainz. Bis dahin war er einmal Deutscher Meister im Speerwurf und zweimal im Internationalen Fünfkampf, bestehend aus Weitsprung, Speerwurf, 200-Meter-Lauf, Diskuswurf und 1500-Meter-Lauf, geworden.

Im blauen Trikot mit dem großen weißen M auf der Brust legte er drei Mehrkampftitel nach, in seiner Spezialdisziplin dominierte er die nationale Szene weitgehend: 1962, 1963, 1964, 1967 und 1968 stand er bei Deutschen Meisterschaften auf dem Treppchen ganz oben. Gegen Ende seiner Karriere stellte er am 22. Juni 1968 in Paris mit 83,48 Metern einen Deutschen Rekord auf. „Hermann war eine wichtige Identifikationsfigur“, sagt Letzelter. „Er hat sich im Verein und darüber hinaus große Verdienste erworben.“ Als Athlet und später als Trainer, als der er unter anderem an der Technik von Peter Blank feilte, der 1990 für den USC Deutscher Meister wurde. In der jüngeren Vergangenheit profitierte unter anderem Julian Weber von Salomons Wissen, auch dem Neuwieder Zehnkämpfer Kai Kaczmirek stand der Altmeister zur Seite.

Ohne Salomon hätte es auch das Internationale Speerwurfmeeting im Unistadion nie gegeben, das über etliche Jahre fester Bestandteil im Terminkalender der Szene war und zu dem auch Legenden wie die Olympiasieger Klaus Wolfermann und der Lette Janis Lusis kamen. Salomon selbst schleuderte den Speer auch an einem ganz ungewöhnlichen Ort erfolgreich – Mitte der 60er Jahre im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF, wo er auf die Torwand warf und sein Sportgerät fünfmal versenkte. 1

971 mit dem Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis ausgezeichnet, arbeitete der studierte Englisch- und Sportlehrer nach seiner aktiven Karriere zunächst am Mainzer Gutenberggymnasium, bevor er die Professur für angewandte Sportpädagogik an der Johannes-Gutenberg-Universität übernahm. Als Dozent prägte er auch die nach ihrem Gründer Berno Wischmann benannte Auslandstrainerschule: Von Beginn an dabei, leitete er die Einrichtung als Wischmanns Nachfolger von 1984 an für elf Jahre; als Lehrer blieb er ihr bis 2015 erhalten.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Hermann Salomon auch und gerade in dieser Funktion für den Ruf des USC Mainz und das Ansehen Deutschlands in der Welt viel getan hat. Hermann Salomon, 82, ist am Samstag nach langer, schwerer Krankheit gestorben.


Montag, 15. Juni 2020
„Einer, zu dem man aufgeschaut hat“

Hermann Salomon ist mit 82 Jahren gestorben / Von einem facettenreichen Leben und fünf Speeren in der Torwand

Von Tommy Rhein

MAINZ. Die Spuren, die Hermann Salomon in der Sportstadt Mainz hinterlassen hat, sind tief. Will man sich einen Überblick über sein Wirken verschafft, bieten Internet-Suchmaschinen reichlich Material an. Groß ist auch die Anzahl derer, die er auf die eine oder andere Weise auf ihrem Lebensweg begleitet hat. Am Wochenende ist der dreifache Olympia-Teilnehmer im Speerwurf (1960, 1964, 1968) und elffache Deutsche Meister (Fünfkampf und Speerwurf) im Alter von 82 Jahren und nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Mit Salomon haben die Stadt Mainz und der USC Mainz eine echte Identifikationsfigur verloren. Einen, der stets etwas zu erzählen hatte – und der auch gerne selbst für Gesprächsstoff sorgte.

Etwa, als er Mitte der 1960er Jahre im „Aktuellen Sportstudio“, damals noch moderiert von Wim Thoelke, zu Gast war und mit dem Speer auf die Torwand warf. Fünf von sechs Versuche saßen – ein beeindruckendes Ergebnis. Aber Hermann Salomon war eben einer, der die Leute mitreißen konnte. „Er hat die Leichtathletik und den USC Mainz auf vielfältige Art und Weise bereichert. Er konnte Menschen auf Anhieb begeistern“, erinnert sich Harry Letzelter, der Salomon als Dozent, Athlet, Kollege und Vereinskamerad erlebte. Als Beispiel fügt Letzelter das internationale Speerwurf-Meeting an, das Salomon in den 80er- und 90er Jahren in Mainz etablierte. „Ohne seine Verbindungen und sein Zutun wäre das nicht möglich gewesen. Da waren immer Top-Athleten dabei“, sagt Letzelter.

Ein solcher war zweifellos auch Salomon selbst. Seine Sportlerkarriere begann der in Niedersachsen aufgewachsene Salomon beim TuS Rotenburg, wo er 1958 deutscher Jugendmeister wurde. Über den Hamburger SV führte ihn sein Weg dann 1961 zum USC Mainz. Grund: Die guten Trainingsbedingungen an der Gutenberg-Universität, wo Berno Wischmann seit 1959 wirkte. Beim USC und in Mainz schlug Salomon dann auch Wurzeln, wurde im Stadtteil Drais sesshaft. „Ich habe die Stadt kennen und schätzen gelernt und bin dann hiergeblieben“, erinnerte er sich 2017 in einem Gespräch mit dieser Zeitung zurück. In der Gutenberg-Stadt wirkte er zunächst hauptsächlich als Sportler, vertrat die Farben des USC auf zahlreichen Meisterschaften. Quasi zum Abschluss seiner Karriere warf er den Speer bei einem Meeting in Paris 1968 auf 83,48 Meter – ein nationaler Rekord und ein angemessener Schlussakt einer erfolgreichen Leichtathletik-Karriere.

Dem Sport blieb Salomon treu. Allerdings als Pädagoge. Nach seiner Zeit als Lehrer am Gutenberg-Gymnasium folgte eine Professur für angewandte Sportpädagogik am Fachbereich Sport der Mainzer Universität. Dort blieb er Generationen von Studenten als gleichermaßen kompetenter wie sympathischer Dozent in Erinnerung. Als einer, der neben seinen Inhalten auch die Liebe zum Sport vermitteln konnte. Natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, als Trainer der nachfolgenden USC-Talente aktiv zu werden. Er betreute Peter Blank, der 1990 den Deutschen Meistertitel im Speerwerfen nach Mainz holte. Später begleitete er Julian Weber, der danach zum Olympia-Teilnehmer von 2016 reifte, auf seinem Weg vom Handballer zum Speerwerfer. „Die Nachricht seines Todes hat mich getroffen. Er war ein Vorbild, ein weiser und freundlicher Mensch“, sagt Weber. „Er hat mir gute Tipps auf meinem Weg zu Olympia mitgegeben.“

Hermann Salomon war vor allem eines: mit vollem Herzen dabei. Als Leichtathlet, als Lehrer, als Trainer, als Mensch. Elf Jahre leitete er die Auslandstrainerschule, lehrte dort noch bis ins hohe Alter selbst. Erst 2014 hörte er auf und zog sich zurück. „Er war immer einer, zu dem man aufgeschaut hat“, sagt Harry Letzelter. Eben einer, der tiefe Spuren hinterlassen hat.